Ein in der Mitte zerrissenes Bild links Düsenjets rechts mehrere Hände die sich festhalten

Entdemokratisierung und Militarisierung – oder wie Anders-Denkende (wieder) zu Feinden wurden

Die Corona-Zeit als Beginn der Ent-demokratisierung

Der 05.11.2024 – ein schwarzer Tag in der Geschichte – zumindest für mich, für emanzipierte Frauen, für emanzipierte Männer, für Freiheitsliebende, für Umweltaktivist*innen, für Künstler*innen und Kreative, für Homosexuelle und andere, für Geflüchtete und … Geht es uns etwas an?

Die Corona-Zeit hat eine Zäsur im demokratischen Umgang gesetzt. Mit einem Mal wurden alle Andersdenkenden, nämlich diejenigen, die zur Masken- und Impfpflicht eine andere Meinung hatten, zu Verschwörungstheoretiker*innen. Mit einem Mal fühlte ich mich in die Zeit der DDR zurückversetzt, als ich als Andersdenkende mit meiner Familie politisch verfolgt worden war. Als ich in der Corona-Zeit den Podcast „Die Psychologie des Politischen“ veröffentlichte, war ein erster Gedanke in meinem Kopf: „Na, pass mal auf! Nicht, dass dich der Verfassungsschutz zu beobachten beginnt!“ Eine Idee, die mir vor der Corona-Zeit nicht mehr gekommen war. Bin ich einfach naiv gewesen? Oder hat sich der Ton in der Medienlandschaft tatsächlich verändert?

So erzählt Sarah Wagenknecht, dass sie seit langer Zeit und insbesondere in der Zeit der vorgezogenen Bundestagswahlen im Februar diesen Jahres nirgendwo mehr einen Artikel platzieren konnte – sie wurde – schlicht und ergreifend – in den großen Tages- und Wochenzeitungen einfach nicht gedruckt und somit der breiten Masse nicht zugänglich gemacht. Anstatt sie lesen und hören zu können, wurde Wagenknecht in Zweitmeinungen, in Kommentaren zuhauf mit Ansichten über sie, mit Vorurteilen belegt. Ob wir Wagenknechts Meinung teilen oder nicht, ist völlig unerheblich! Ich kann mit Denker*innen in bestimmten Punkten einer Meinung sein und in anderen nicht; kann diesen Menschen, seine Haltung schätzen und achten. In einer Demokratie müssen wir nicht einen Standpunkt vertreten, sondern – und das zeichnet ja gerade das demokratische Bewusstsein aus – sollen und dürfen Debatten über unterschiedlichste politische und ethische Ansichten geführt werden.

Zurzeit jedoch wird uns vermittelt: Eine andere Meinung zu Fragen der Immigration ist rechts; eine andere Meinung zur Maskenpflicht war Verschwörung, eine andere Meinung zu den Militärausgaben bedeutet, ein Putin-Freund zu sein; eine andere Meinung zum Ukrainekrieg ist russlandfreundlich… Bei Wikipedia werden AutorInnen als auch Verlage   und Institutionen mit dem   Siegel „Verschwörungstheoretiker“ massenweise vorverurteilt. Der Spirituelle Armin Resi gehört dazu oder auch mein Verlag, der holländische Jim Humble Verlag, der sich getraute, in der Corona-Zeit kritische Werke zur Impfung zu drucken. Wie ist das möglich, eine öffentliche Diffamierung in einem Lexikon? Wie konnte es dazu kommen? Dass in einer Demokratie unterschiedlichste, auch radikal unterschiedliche Ansichten nicht mehr nebeneinanderstehen können und freudvoll zum Anlass politischer Diskussionen genommen werden?

Neulich besuchte ich meine Mutter in ihrer Seniorenresidenz. Es war Februar 2025 und die Wahlsprüche im Bezug zur Sicherheit des Landes und zum Ukraine- Krieg, zur Mobilisierung einer (erneuten) Militarisierung gingen mir auf den Magen und feuerten auf meine Nerven. Das tat ich auch meiner Mutter kund, die meine Schwester und mich in der DDR doch zum Pazifismus erzogen hatte. Auf meine Aussage hin, dass die Rüstungsindustrie Billiarden schlucke und dem Volk das Geld an allen Enden fehle, echauffierte sie sich: „Wie kannst du das sagen? Willst du, dass der Russe kommt?“, so meine Mutter, für die eine Militarisierung nun die einzige Möglichkeit zum Friedenschaffen ist. Ganz im Sinne der Wahlplakate und der Medien, die „Sicherheit in Europa“ durch Aufrüstung versprachen.

Weshalb stand im Februar diesen Jahres auf den Wahlplakaten nicht die Parole:„Frieden schaffen mit Waffen!“ Dies hätte in den Gemütern zu einem kurzen Weckruf geführt: „Gab es da nicht einmal einen Spruch, der ähnlich, aber doch ganz anders war?“ Ich kenne ihn noch aus der ehemaligen DDR, als wir 1982 mit den Schildern „Schwertern zu Pflugscharen“ oder „Frieden schaffen ohne Waffen“ vor den Kirchen standen. Im Westen ist der pazifistische Slogan seit den 90ern und spätestens seit Obama und der Zeit der Abrüstung 2013 wieder im Ohr. Wäre der neue Wahlspruch „Frieden schaffen mit Waffen“ plakatiert wurden, hätte dieser in den Köpfen vieler zum Nachdenken geführt. Denn wer möchte eigentlich wirklich „Frieden schaffen mit Waffen“, während die Gelder im Gesundheitswesen, in der Bildung, in den Schulen, in der Infrastruktur und anderen essentiellen gesellschaftlichen Basisstrukturen fehlen?

Meine Eltern sind in der DDR aufgewachsen, meine Schwester und ich wurden zu Totalpazifist*innen in der christlichen Tradition Dietrich Bonhoeffers erzogen, entsprechend der Vorstellungen meines Vaters, der in der DDR ein Wehrdienstverweigerer war. Eine flächendeckende und dauerhafte Überwachung der Familie durch die STASI war die Folge, seit ich denken kann. Auf meine Frage hin, dass wir doch die Feindbildproduktion schon einmal erlebt haben, damals seien der Amerikaner und die Nato der Feind gewesen, jetzt (wieder) der Russe, versteht meine Mutter das Anliegen nicht: „Das ist doch etwas ganz anderes gewesen! Jetzt sind wir in Gefahr!“ Ebenso für ihren Tischnachbarn, Jahrgang 1931, der die Vorbereitung auf einen Krieg als einzige Möglichkeit sieht, Frieden zu schaffen und „dem Feind zu trotzen“. Als 13-jähriger Soldat verlor er als Kanonenfutter sein Bein. Bezüglich der Militärausgaben kommentiert er: „Na, dann müssen die jungen Leute eben mal den Gürtel etwas enger schnallen! Das mussten wir ja auch!“ Wann genau? „Na damals, im 2. Weltkrieg.“ Keine Kritik. Keine Infragestellung. Ältere Menschen neigen zur Wiederholung, insbesondere unaufgearbeiteter Gefühle. Hätten die Männer, die aus dem 1. Weltkrieg zurückkamen, die Väter wurden, gesprochen, erzählt und geteilt, die Schrecken des erlebten Krieges, anstatt zu Meisterverdrängern zu werden, hätte es vielleicht keinen zweiten gegeben – zumindest hätte sich die Vorfreude aufs Schlachtfeld in Grenzen gehalten. Ich nenne diese Tatsache „die Produktion von Massenwahn“, produziert aus Angst. Wie aber gehen Gefühle ins Denken ein und bestimmen es?

Wenn Gefühle die Politik bestimmen

Massenwahn-Produktion. Das eigene Unverarbeitete wird kollektiv (genutzt), Mikrokosmos wird zum Makrokosmos. Politik erklärt sich für mich immer am besten aus dem philosophischen und tiefenpsychologischen Blickwinkel. Ich bin ein großer Fan der „Kritischen Theorie“, der damit verbundenen Interdisziplinarität, und, wie ich bereits andeutete, waren die 30er Jahre Anlass zu geistreichen Analysen bezüglich Kriegswahn und zur Kriegsbereitschaft. Freud hatte sich bereits in den 20ern mit „Massenpsychologie und Ich-Analyse“ in ein Thema eingeschrieben, das wir heutzutage, 100 Jahre später wieder ein zu eins auflegen könnten und das nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat: Massenwahn entsteht aus Angst. Psychologie wird Politik. Das eigene Ich schnallt sich eng ein, weil Unsicherheit in den inneren Gefilden regiert, wenn Angst die Grenze ist. Instabilität schlottert an der eigenen Innenfront. Angst verbindet daher mit anderen und sucht nach kollektivem Gebrüll. Angst untermauert die Sehnsucht nach Stärke, Sicherheit und nach Kontrolle. Angst führt zum Wahn, denn sie ist eine „rote“ Emotion, die sich immer weiter ausdehnt, solange sie nicht bearbeitet, nicht aufgelöst wird: Sie zieht als Projektion ihre Kreise im Außen. Und Projektion, als nur einer der 15 Abwehrmechanismen, führt zur Feindbildproduktion. Politische Inhalte werden entsprechend der inneren, der psychischen instabilen Konstitution jeweils befürwortet oder abgelehnt.

Politik entsteht nicht etwa aus neutraler oder objektiver Meinungsfindung, wie die Philosophie uns jahrhundertelang Glauben machen wollte, sondern aus der Wechselwirkung vom Innen mit dem Außen, vom Ich, das in der jeweiligen Gesellschaft kultiviert, erzogen wird. Objektivität kann es nicht geben, da der Mensch aufgrund seiner Biografie immer und unvermeidlich aus dem eigenen subjektiven Blickwinkel die Welt betrachtet, stets als das Abbild der eigenen seelischen Verfassung: Emotion führt zum selektiven Blickwinkel. Weltenschau ohne jeweilige emotionale Anbindung ist nicht denkbar. Politisch können Gefühle wie die Angst durch die Steuerung wiederkehrender Parolen genutzt werden. Individuelle Angst gesellschaftlich, politisch zu stimulieren, zu manipulieren durch noch mehr Angst, durch Furcht vor der Angst, wie der Existenzphilosoph Kierkegaard sagen würde, mit Bildern im Fernsehen, mit der vor- bestimmten Aus-Wahl und Interpretation von Fakten, durch Presse und Medien – ist für eine Demokratie jedoch das Gefährlichste, das ich mir als Fachfrau für Philosophie, Tiefenpsychologie und Spiritualität vorstellen kann: Denn auf Angst folgt der Ruf nach Sicherheit. Auf den Ruf nach Sicherheit folgt der Ruf nach Besser-Wissern. Auf den Ruf nach Idealisierung (übrigens auch ein Abwehrmechanismus) von Personen folgt der Ruf nach Führerschaft, gerne auch nach Alphamenschen, im Sinne der Definition eines „Bewusstseins der Superiorität“. Weshalb? Sicherheit und Kontrolle sollen das rote oder dumpfe Gefühl der Angst in den Griff bekommen.

Vielleicht kennen Sie es? Angst bereitet uns Menschen wahrlich schlaflose Nächte; Angst kann unser Herz (wortwörtlich) im Griff haben. Angst scheint uns diffus und eben unkontrollierbar. Angst schreit daher nach Aktion. Angst in der Gesellschaft zu befeuern durch das immer wiederkehrende Senden bestimmter Fakten und Nachrichten dient politisch immer einem Zweck: dem Versuch der Kontrolle des Einzelnen: Umso mehr Angst die Menschen haben, desto kontrollierbarer werden sie für die vorgeschriebenen/ vorgeschlagenen Maßnahmen. Alsbald fühlten sie sich in der Corona-Zeit sicherer, umso reglementierter die Auflagen waren. Auch, wenn der Rahmen des Lebens immer enger gesteckt wurde, das soziale Leben zu erlöschen drohte, so fühlten sich viele in Sicherheit, weil „die da oben“ schon wissen, was sie tun. Weil „die da oben“ schon wissen, was sie sagen und weil sie bestimmen.

Die Würde des Menschen ist unantastbar?

Nun führt exakt dieser politische Umgang mit der Angst zu dem, was die Deklaration der Menschenrechte 1948 im Blick hatte, verhindern zu wollen: die Unfreiheit des Einzelnen sowie Krieg. Damals war es den Menschen wert – nach den Schrecken von Diktatur, von Krieg und Genozid, die Würde des Menschen, seine individuelle Freiheit als ein Menschen-Recht zu verbriefen. Diese Würde des Einzelnen ist spätestens seit der Corona-Zeit akut in Gefahr: nämlich die Selbstbestimmung auf Körper, Geist und Seele. Denn wenn ein Volk, gleich zu welcher Zeit, gleich in welchem Land, über einen längeren Zeitraum durch die Stimulierung bestimmter Gefühle motiviert wird, auf Führung „von oben“ zu hoffen, ihr zu gehorchen, um die Sicherheit des Landes, des Lebens gar zu garantieren, dann läuft diese Gesellschaft ganz konkret Gefahr, undemokratische Hierarchien zu begründen, nämlich die „von oben nach unten“: Gehorsam. Wie wir wissen, ist Gehorsam das Gegenteil von demokratischen Debatten. Debatten dürfen, ja müssen vielschichtig und frei geführt werden. Auch die Meinungsfreiheit ist Teil der Menschenrechtsdeklaration von 48, Artikel 19. Dort heißt es: …dieses Recht schließt die Freiheit ein […] Meinungen über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen, Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten. Seit der Corona-Zeit und trotz oder wegen des Verlaufs der Bundestagswahlen wächst die Wählerschaft der AFD von Woche zu Woche.

Eine Mehrheit der Bürger*innen fühlen sich, insbesondere in den Ostteilen des Landes, vom Staat nicht (mehr) repräsentiert; sie fühlen sich nicht ernst genommen und ich kann aufgrund meiner Beobachtungen sagen: Unsicherheit und Frustration machen die Runde und hüllen immer mehr Menschen in einen Nebel (der Unbewusstheit), in der es gärt. Auch dieser führt zum Wahn, denn Wahn ist eine Emotion und keine Denkleistung. So, wie sich in Frankreich, wo ich über 8 Jahre lang in den 90ern lebte, Philosophie und Psychoanalyse studierte und arbeitete, der Unmut der Bürger*innen von Wahl zu Wahl steigerte, und jedes Mal die Angst umging, die „Ultrarechte“ von Le Pen könne mehr als 25% erreichen – meine „linken“ Freunde hatten schlaflose Nächte, weil sie mal wieder „rechts“ wählen sollten, um „ultrarechts“ zu verhindern – so wächst auch in diesem Lande, wie in Europa die Sorge, dass die radikale Rechte regieren wird können. Auch, wenn ich davon überzeugt bin, dass weder Rassismus, Homophobie und noch Menschenverachtung die breite Wählerschaft grundsätzlich bestimmen, sondern eine aufkeimende und sich verstärkende tiefe Unsicherheit und Frustration über alltäglich unlebbare Zustände, so ist die große Gefahr destruktiver unbewusster Gefühle als lautstarker Massenwahn konkret und genau jetzt gegeben. Es gibt an kollektivem und politischem Schrecken nichts Übertreffbares, wenn sich Emotionen, wie Angst, Wut und Hass flächendeckend ergießen: Mord.

Neulich traf ich eine Freundin, Französin. Wir lebten beide in Paris und stellten fest: „Wie schnell sich Berlin an Pariser unmenschliche und katastrophale Zustände im Alltag anpasst (Gesundheitswesen, Infrastruktur, Schulen, Obdachlosigkeit), so schnell könnten wir gar nicht gucken!“ Die Führungsriege der AFD selbst ist so faschistisch, dass ich bei den Sprüchen schon die Soldatenstiefel sehe; die breite Wählerschaft jedoch sucht nach Scheinlösungen, nach scheinbarer Stabilität, sucht den Ruf nach Führerschaft, auf dass es ihnen besser gehen möge. Wenn die Parteien versagen, weil sie nicht mehr überzeigen, „wärmen“ sich immer die politischen Ränder der Gesellschaft auf.

Verdrängung führt zur Destruktion

Interessant finde ich die Haltung des Nachbarn meiner Mutter, der trotz der Kriegsschrecken, trotz des Traumata, trotz seines Beinverlustes nicht aufgewacht ist, sich nicht als Pazifist präsentiert, seine Meinung zum Krieg nicht verändert hat, sondern der Jugend denselben Schrecken wünscht, den er selbst erfahren hat. Als Tiefenpsychologin kann ich sagen: Er hat seine Meinung wegen des erlebten Leidens und der Traumata nicht verändern können! Wenn schwer Erlittenes, das uns auf Lebenszeit markiert hat, seelisch nicht aufgearbeitet wird, versteckt es sich in den hintersten dunklen Ecken des Mikrokosmos und wünscht dem Nächsten – das Selbe. Nicht etwas eine bessere Lebenssituation, wie wir zunächst vermuten würden.
Ich habe dieses Phänomen, das ich als „Wiederholung durch Verdrängung“ bezeichnen möchte und das makrokosmisch politisch kollektiv katastrophal wirkt und deshalb jedes Jahrhundert weltweit mit Kriegen überzieht, beispielsweise mit Flüchtlingsfrauen erlebt, die ihre Töchter auf brutalste Art (mit stumpfen Messern und Rasierklingen) die Klitoris absäbeln ließen. Auf die Frage hin, weshalb sie es denn mit der nächsten Generation, mit ihren eigenen Töchtern wieder tun, obwohl sie doch selbst so sehr gelitten haben, war die Antwort im therapeutischen Setting: „Warum sollten sie es besser haben als ich! Ich hab’s doch auch überlebt!“ Unvorstellbares Leid wird nicht etwa verhindert, sondern zur roten Blutlinie des Lebens. Es wird kollektiv, wie Gerald Hüther oder Thomas Hübl forschen, von Generation zu Generation weitergegeben, solange der Schmerz in der Seele unerlöst wohnt. Dafür brauchen diese geschändeten Frauen keine männliche Herrschaft, sie erfüllen das „patriarchale Gesetz“ ganz alleine, während Kriegsveteranen zum nächsten Krieg aufrufen …

Weshalb wird Unverarbeitetes generationsübergreifend wiederholt? Als Tiefenpsychologin möchte ich zu bedenken geben: In der Seele geschlagene Wunden wüten so lange, ja brennen in den Organen, bis der Mensch sie aus der Verdrängung bereit ist, zu erlösen. Es ist der Mut zur Innenschau, zur Konfrontation mit den eigenen Schatten, der dein Handeln verändert, denn Verdrängung führt immer zur Wiederholung des verdrängten Inhalts. Die kollektive politische Nutzung von Gefühlen führt zu Massenwahn und somit zu einem Zustand, bei dem sich der Mensch durch Geschrei und Gebrüll in destruktive Räume stürzt, und nicht zuletzt, um im Blut „sein Selbst vergessend“ zu baden. Als buddhistisch Spirituelle habe ich seit über 20 Jahren in der Seelenarbeit beobachten können, dass die Seele heilen will! Die Seele wiederholt Wunden über viele Generationen und Inkarnationen, bis endlich eine*r kommt, um aufzuräumen. Und wenn dies geschieht, ist karmische Erlösung durchaus real und somit auch kollektive Be-friedung möglich.

Heutzutage erleben wir im weltpolitischen Geschehen (wieder) die Manifestierung von Verdrängung und die massive Abwehr psychischer Verletzungen, sind wir alle mit einer Herrschaft des Unbewussten konfrontiert, die sich in auf der Weltbühne als politischer Diktatur versucht umzusetzen. Gestalten, wie Trump, Musk, Erdogan, Orbán, Netanjahu, wie Alice Weigel oder auch Marie Le Pen… um nur einige zu nennen, verschieben aufgeklärtes Bewusstsein und alle Errungenschaften, die wir seit den 80ern weltweit erleben konnten im Bezug zur Diversität und Freiheit, in Eindimensionalität, in der es nur zwei Gegner gibt: Wer hat Recht und wer hat Unrecht?

Das Bewusstsein, das regiert, ist ein abwehrendes: Abwehr all der Emotionen (Innenwelt) und all der Fakten (also Außenwelt), die als bedrohlich erlebt werden. Braunhäutige, Juden, Frauen, Andersdenkende, Homosexuelle, Diverse, Flüchtlinge, Zuwanderer, Menschen mit Einschränkungen – die Geschichte ist voll von Massakern an „dem Anderen“, der als Bedrohung des eigenen instabilen Apparates erscheint. Nach dem Philosophen Foucault ist „das Andere“ bitteschön als freies Feld zu bearbeiten, in dem alles Nichteigene unabhängig biografischer Wunden und Verstrickungen beschaut und akzeptiert werden darf. Denn das Einzige, das wir je kennen können und das uns je gehören kann, sind wir selbst.

Der Kopf, die mentale Ebene und folgende politische Argumentationen dienen beim Vorgang der Projektion lediglich der Rechtfertigung des Gefühlten. Vor der Argumentation, der Rationalität steht die Emotion, die dafür sorgt, welcher politischen Gruppierung du anhängst; welche Ansichten du vertrittst. Im Spirituellen, in der Wissenschaft des Nichtsichtbaren, die als Esoterik seit den 2000ern gerne ebenfalls diffamiert wird, wissen wir, dass das Aura-Feld durch die Ebenen von Physis/ Emotion/ Denken und Spirit aufgebaut ist, sodass dem „ich denke“ immer dem „ich fühle“ vorgeschaltet bleibt.

Der Jubel der Masse, das Erschaffen einer Geräuschkulisse, das gemeinsame Gebrüll, das alle Sinne übertönt, jedwede Achtsamkeit in den Boden tritt, erschafft den Wahn und den politischen Erfolg. Für sich allein genommen ist der Abwehrende ein sehr einsamer Mensch, von Angst zerfressen, in Panikattacken verfallen könnend, gerne auch in Psychosen. Erst der Jubel durch Gleichgesinnte erschafft das Kollektiv des Wahns: Angst wird zur roten Dynamik, die alles auf dem Wege zertrampelt, was vor ihr liegt. In der Corona-Zeit habe ich erlebt, wie Freundschaft, wie Mitgefühl und Liebe, wie Solidarität und Community-Bewusstsein zum Erlöschen kamen, mit einem Mal nicht mehr gefragt waren: Gefragt war der Schutz des eigenen Lebens um den Preis der Lebendigkeit… Eine Ansammlung von fünf Menschen wurde per Sondergesetz zum Sinnbild der Angst, während das soziale Leben starb. Ich hatte damals eine Eingebung: „Stell‘ dir vor, dass unsere Kinder später in den Geschichtsbüchern lesen: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gab es eine Zeit, in der Kinder nicht mehr in die Kindergärten gehen durften, in der Jugendliche ihre Freunde und die Schule nicht mehr besuchen durften, in der trotz Artikel 13 des Grundgesetzes Wohnungen von Ordnungshütern ohne Einwilligung betreten werden und Menschen auseinandergetrieben werden konnten, um Leben zu schützen. Die Kinder schütteln erstaunt ihre Köpfe und fragen ihren Lehrer: „Aber wie nur konnte dies geschehen?“ Er würde ihnen antworten: „Um das Leben zu schützen, das den Tod miteinschließt, haben sie Leben verhindert!“

Paradox und tiefenpsychologisch bedeutsam wirkt die Tatsache, dass während die Politik seit der Corona-Zeit die demokratischen Auseinandersetzungen unterschiedlicher Meinungen verhindert hat, indem alle Andersdenkenden zu Feinden des „großen WIR“ wurden, konnten gleichzeitig diejenigen stark werden, die sie nun zu bekämpfen gedenken: die AFD, die radikale rechte Kraft am Rande der Gesellschaft, die Hassbürger, wie Höcke und Co… Sie wandern ganz gemütlich und manches Mal auch brüllend vom Außenrand in den Innenraum und stecken auf diesem Wege all‘ diejenigen an, die unsicher und wütend sind. Weshalb? Weil dieselbe Emotion, nämlich die Angst auf jeder Seite wirkt, gleich, welche politische Couleur, und somit derselbe psychologische Mechanismus am Start ist: Abwehr – Abwehr anstatt Aufklärung in der Liebe zur Vielfalt im Diskurs. Abwehr führt zur Abwehr – als Haltung! Wer Geradlinigkeit aufruft, braucht sich deshalb nicht zu wundern, wenn der gesellschaftliche Konsens auf Geradlinigkeit setzt und die Bürger*innen der Vermeidungsstrategie automatisiert folgen. Wenn jemand oder eine Partei zum Feind erklärt wird, wird in diesem Moment auch das Interesse am Verstehen seiner Haltung von sich abgewiesen. Auf den Abwehrmechanismus der Verdrängung alles Unliebsamen folgt die Projektion: Einen Feind muss man nicht verstehen; man bekämpft ihn. Darin liegt die Geburt der Ent-demokratisierung. Dieser Mechanismus hat in der Geschichte lange Tradition; allein der Terrorismusbegriff hat sich in den letzten 30 Jahren soweit gedehnt, dass viele Andersdenkende, auch in anderen Ländern zu Terroristen erklärt wurden. Je nachdem, was der politischen Ausrichtung diente, war Osama bin Laden mal Freund und dann Feind. Einen Feind aber, einen Terroristen darf man töten. Der Terrorismusbegriff dient der Abschaffung des „schlechten Gewissens“: Das Subjekt Mensch wird zum Objekt, zum Ding degradiert. Dieser Vorgang ist geschichtsträchtig und auch in Deutschland als Massenphänomen gar nicht lange her.

Nur so kann ich mir erklären, dass die größte Militarisierung seit 1945 bisher nicht auf einen breiten Widerstand in der Bevölkerung gestoßen ist, während unsere Schulen in Deutschland zusammenbrechen, die Krankenhäuser verfallen, das Personal fehlt, die Infrastruktur des Landes marode ist, kurz: Bildung, Pflege, Infrastruktur seit mindestens 15 Jahren auffällig vernachlässigt wurden. Wer gegen die immens hohen Militärausgaben stimmen wollte, konnte nur die BSW oder AFD wählen. Wenn alle alt eingesessenen Parteien „für den Frieden“ aufrüsten, und 3,5% – 5% des Bruttosozialproduktes in die Rüstung investieren wollen, welche Partei stand in diesen wichtigen Fragen bei der Bundestagswahl zur demokratischen Alternative?

So, wie damals meine Freunde in Paris, so habe ich mich, dieses Mal in Deutschland, ebenfalls dem Grundsatz beugen müssen, wählen zu gehen, um das Schlimmste zu verhindern, dabei „nur das geringste Übel“ wählen könnend, was auch mir – wie damals meinen linken Freunden – schlaflose Nächte der Besorgnis einbrachte. Keine Wahl der Überzeugung; keine Wahl (m)einer politischen Haltung. Als ehemals Grün-Wählerin musste ich bei meinem Gang zur Wahlurne einer Immigrationspolitik und einer Militarisierung mein Kreuz schenken, der ich nicht zustimme. Taktisch wählen, um „das Schlimmste“ zu verhindern; faktisch für mich kein gutes Gefühl politischer freier Entscheidung. Nach dem Hören und Sagen erging es dieses Mal vielen Mitbürger*innen ebenso. Aber wie oft wollen wir, bewusste und aufgeklärte Bürger*innen mit dieser Haltung, die keine ist, zur Wahl gehen?

Wenn Menschen ächzen, weil sie beispielsweise nach neun Stunden Arbeit nicht nach Hause kommen, da Züge und der S-Bahn Verkehr mal wieder lahm gelegt wurden, ganz ohne Streik, allein als Alltagsphänomen eines jeden Tages; wenn deshalb die Stadtautobahnen überfüllt sind und Dauerstaus ihren Alltag bestimmen, schnürt sie auf kurz oder lang das Gefühl der Ohnmacht ein, der Kontrolllosigkeit, der Eindruck, dass „einem alles durch die Finger rinnt“, dass es keinen Halt mehr gibt. Genau dann vollzieht sich individuell und daher als Bewegung, als gesellschaftliche Dynamik das Gegenteil von Ohnmacht: der Ruf nach Macht als Diktatur. Eine tiefenpsychologische Definition der Abwehrmechanismen ist, dass, wenn wir sie leben, allesamt denken, weil fühlen, dass wir RECHT haben! Die Menschen und ihre Ansichten bekämpfen sich, werden zur Gegen-Wehr. Anstatt Austausch, Kommunikation und das lebendige Interesse am Anderen wirken Hass, Aggressivität und Vermeidung mit erhobenem Zeigefinger. Die derzeitigen Debatten ums „Recht haben“ zeugen m.A.n. bereits flächendeckend vom Niederfall eines seelisch gesunden, herzensweiten, integren bewussten Individuums und einer konfliktfähigen demokratischen Gesellschaft: Wir sind – mittendrin. Mittendrin in der inneren und äußeren Aufrüstung, in der inneren Notwendigkeit, Krieg gegen das Andere zu führen, um Recht zu behalten.

Wenn Recht und Unrecht politischer Beliebigkeit folgen

Doch ist der Feind Putin ein realer Feind für Deutschland? Haben Waffen irgendwo in der Welt je zu Frieden geführt? In Afghanistan? Im Irak? In Vietnam? Während Putin wieder der Feind Nummer EINS ist, während der kalte Krieg neu aufgerufen wird, darf nicht gefragt werden, was die USA zu Beginn dieses Jahrhunderts im Irak getan haben? Oder die Nato in Libyen? Hussein im Jahr 2006 erhängt, Gaddafi im Jahr 2011 ermordet, die Taliban genutzt, um sie dann zu bombardieren. Bedauerlicherweise sind wir eben nicht die Guten; haben der Westen und die Nato eben keine saubere Weste, was die Unglaubwürdigkeit der politischen Argumentation und somit die Anhängerschaft der AFD noch verstärkt. Die Wähler*innen am äußeren radikalen Rand sind immer diejenigen, die sich in der Gesellschaft ungehört und abgehängt fühlen. Wenn die demokratischen Parteien es nicht schaffen, Zufriedenheit und inneren stabilen Wohl-Stand zu fördern, der sich auch in ihrem Alltag positiv spiegelt, rutscht die Bevölkerung durch Verzweiflung, durch Unsicherheit und Unzufriedenheit aus dem Glauben und dem Vertrauen, dass alles gut werden wird, heraus.
Die Losung: „Wir schaffen das!“, in den letzten Jahren bereits 2-mal genutzt, um die Bürger*innen stramm zu halten, hat für viele weder in der Flüchtlingskrise noch in der Corona-Zeit funktioniert. Rufe diese Stimme nach Zusammenhalt aber mehrmals erfolglos auf, und die Kraft des Einzelnen, der zunächst glaubte und vertraute, um ein „gemeinsames Wir“ zu erschaffen, schwindet und gleitet in das Gefühl der Ohnmacht ab, nun gepaart mit roter Wut.

Die Journalistin, Gabriele Krone-Schmalz, Russland-Kennerin, ehemalige Moskau Korrespondentin, intellektuell und aufgeklärt, muss sich sagen lassen, dass sie „die aggressive russische Außen- und Innenpolitik“ verteidige. In Interviews und Kommentaren auf schlimmste Weise vorverurteilt, muss sich eine durch Wissen der Geschichte herausragende Fachfrau diffamieren lassen, weil sie wagt, auszusprechen, dass die Antwort auf den Ukrainekrieg keine Militarisierung sein kann, noch darf! Eine scharfe Beobachterin, die seit 2023 bereits die Verschärfung des Vokabulars als Kriegsvokabular identifiziert hat. Sie ist gegen die Aufrüstung, hat zum Ukraine Krieg eine andere Ansicht – und wird deshalb in Interviews als Putin-Freundin geächtet. Wenn der Staat dazu aufruft, Andersdenkende öffentlich auszugrenzen, werden auch unliebsame Andersdenkende, nämlich Ultrarechte, sich berechtigt fühlen, wiederum Andersdenkende mundtot zu machen. Ein Vorgang, zwei Seiten, dasselbe Prinzip: Ausschluss. Es ist für mich als ehemalige DDR-Bürger*in, die bereits im 15. Lebensjahr im Widerstand war und im STASI-Keller saß, unerträglich, diese wachsende Diktatur der Meinung zu beobachten, weil sie gesamtgesellschaftlich gefährlich ist.

Als ich vor zwei Jahren „mein“ Paris besuchte, war es unaushaltbar, wie die täglichen Nachrichten Generäle rund um die Uhr zu Wort kommen ließen, die beispielsweise erklärten: „Wir denken nicht an einen Krieg. Wir sind mitten im Krieg!“ Bereits 2023 hatte Macron Kriegsvokabular im Sinn und im Mund. Wie schnell doch das Wort Krieg und eine „effektive Kriegsvorbereitung“ wieder auf der Zunge zergeht… Macron war es auch, der dem Corona Virus 2021 „la guerre“, den Krieg erklärte. Macron ist es ebenfalls, der im Februar 2025 öffentlich betonte, dass er die Atomwaffen im Ernstfall auch einsetzen werde. Von der Abrüstung zur Aufrüstung- und Abschreckungspolitik, gefühlt mit einem Wimpernschlag. Wer einem Virus jedoch den Krieg erklärt, hat – gelinde gesagt, nicht nur keine Ahnung von Medizin, bzw. zeugt diese Ansicht von der Herrschaft des Unbewussten und davon, was passiert, wenn aufgeklärtes Bewusstsein in der Macht des Unbewussten kulminiert: Wahn. Kann Kriegsbewusstsein je Bewusstheit von Friedfertigkeit sein? Hier wird der Vorgang der Projektion gut deutlich: Was Angst macht, wird bekriegt.

Wie wollen wir leben?

Kann es wirklich sein, dass wir wieder einmal „die Runde drehen“, ungeachtet, weil ungefühlt dessen, dass dies eine „Nullrunde“ werden, der Planet Erde, unser Planet unbewohnbar gemacht werden kann, weil dem Herrschaftsbewusstsein die Zerstörung anderer egal ist? Nach dem Ende des 2. Weltkrieges, nach 80 Jahren nur, die Schrecken jeglichen Krieges verdrängt? Wie kann es sein, dass wir wieder einmal Waffen vertrauen wollen, um Frieden zu schaffen? Weltweite Kriegsführung planen? Dass der ultrarechte Rand die nächste Bundestagswahl gewinnen kann? Dass Homosexuelle und alle Diversen jeglicher Couleur und Denkweise, dass wir Anders- Seiende ausgerottet werden sollen? Angst haben müssen, ganz konkret, vor Verfolgung?
Alles schon gehabt. Alles schon dagewesen. Viel zu oft wiederholt.
Wir als Bürger*innen SIND Bewegung, wenn wir bereit sind, uns zu zeigen, präsent und aufmerksam: für den Erhalt der Farben des Lebens in allen Bereichen, bereit, unseren Mikrokosmos zu belichten, um im Makrokosmos Freiheit zu erschaffen. Mut braucht beides, im Innen und im Außen. Mut wohnt als Stärke in deinem Körper, in deiner Seele, in deinem Geist.

Ich werde ab 2026 Kurse in ZIVILCOURAGE anbieten, bei denen wir uns unseren unliebsamen Gefühlen stellen können und praktizieren, wie wir sie in MUT wandeln, dann, wenn es gebraucht wird, aufzustehen und unsere Haltung der Mitmenschlichkeit wirken zu lassen.

Erinnere dich:

Der Baum des Lebens hat eine Krone, die im Element der Luft sich bewegt; hat einen Stamm, der Himmel und Erde miteinander verbindet, hat Wurzeln, die tief in das Element Erde hinab reichen.

Du bist der Baum, der überwintert, um im Frühling wieder Blätter zu tragen. Die grünen Blätter verwehen im Winde, verbreiten sich weit.

Grün ist die Farbe des Waldes & die Farbe deines Herzchakras, um zu schenken, was du bekommen hast. Leben.